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Katharina

Erschossen in den Favelas in Brasilien - Noch mal davon gekommen.

Aktualisiert: 20. Dez. 2020

Die Situation die am gefährlichsten auf all meinen Reisen war, ist mir in Brasilien passiert. Mein Ex Partner, Daniel, und ich sind nach Brasilien geflogen, da Freunde von uns geheiratet haben und wer kann sich schon eine brasilianische Hochzeit entgehen lassen? ! Nach der Hochzeit sind wir noch ein Monat in Brasilien geblieben und haben als erstes Rio de Janeiro unsicher gemacht. Ich hab mich in diese Stadt, in dieses Land und all die Menschen dort vollkommen verliebt. Als wir genug vom Großstadtfeeling hatten, beschlossen wir nach Buzios in Brasilien zu fahren.


Brasilien ist wirklich riesig und die Distanzen sind verrückt. Buzios ist nur 2 1/2 Stunden von Rio entfernt und deshalb klang das wirklich verlockend für uns. Daniel hatte gleich die grandiose Idee, wir borgen uns ein Auto aus und fahren mit dem Auto. Ich war sehr skeptisch und hab gleich mal gefragt ob er sich das wirklich zutraut. Autofahren in Rio?? Na ich weiß nicht. Kein Problem, dass mach ma schon. Immerhin hat er ja mit 15 ein Jahr in Honduras gelebt und kennt sich ja in Lateinamerika aus. Na gut. Also borgen wir uns das Auto aus. Schlau wie wir sind, wollten wir natürlich nicht zu spät wegfahren, da wir ja doch in einem der gefährlichsten Länder der Welt waren. Man weiß ja nie.


Blöderweise sind wir dann statt um 14:00 Uhr doch erst um 16:00 Uhr losgefahren - um 18:00 Uhr ist es stockdunkel. Naja macht ja nix. Ist ja nur 2 1/2 Stunden entfernt. Also geht es los. Verkehr in Rio de Janeiro ist für einen Österreicher unvorstellbar. Die Straßen sind sieben- bis sogar zehnspurig. Und die Autos stehen überall. Also kamen wir in einer Stunde heiße 15 Kilometer voran. Es wurde dämmrig, der Verkehr noch immer im Schritttempo, das Navi keinen Empfang und dann verpassen wir doch glatt die Buzios Ausfahrt. Denn sie haben keine Verkehrsschilder, die dir vorankünden wie lange du noch fahren musst, bist du abfahren kannst. Es gibt ein Schild, dass dir anzeigt, dass du JETZT abfahren musst. Tja, wenn du aber auf einer siebenspurigen Straße stehst und in der ganz linken Spur im Stau bist, um zu sehen, dass du eigentlich jetzt rechts abbiegen solltest, hast du absolut keine Chance, die Ausfahrt zu erwischen.


Kurz zusammengefasst waren wir schon über eine Stunde im Auto. Nicht mal 20 km gefahren, es wurde dämmrig und wir haben die Ausfahrt verpasst. Wir sind in die vollkommen falsche Richtung gefahren. Unser Navi hat nicht funktioniert und wir wussten nicht so genau, was wir jetzt machen sollten. Wir sind dann einfach dieser dreispurigen highway ähnlichen Straße, in die vollkommen falsche Richtung, entlang gefahren. Obwohl es dunkel wurde, fühlten wir uns sicher, da alle zwei Minuten die Polizei am Wegesrand stand.


Umkehren war bis dato keine Option für uns, denn es gab einfach keine Möglichkeit. Die einzige Straßen, die uns das Navi zwischen funktionieren und nicht funktionieren anzeigte, waren kleine Seitenstraßen, ohne Beleuchtung, ohne einer Menschenseele, rein ins nirgendwo. Da bevorzugten wir die falsche Fahrtrichtung.


Doch mit der Zeit wurden die Polizeikontrollen immer geringer - nur noch alle fünf Minuten, dann alle zehn Minuten und schlussendlich war diese nur noch vereinzelt sichtbar. Die Häuser um uns wurden herunterkommender und es waren immer weniger Autos auf der Straße. Alles zeigte auf ein richtig schlechtes Viertel hin, auf eine Favela und man weiß, man fährt nicht einfach so in Brasilien in eine Favela hinein. Denn das geht sehr sehr oft nicht gut aus.

Reisen mit Daniel war für mich generell immer sehr sicher. Denn Daniel ist einer der Menschen, mit dem größten Urvertrauen auf diesem Planeten. Er hat vor wenigen Dingen Angst und ist immer voller Zuversicht, dass nichts passiert. Deswegen passierte uns auch noch nie was. Wenn ich Angst hatte, konnte er mich immer ziemlich schnell beruhigen. Doch diesmal war es das erste Mal bei unsren gemeinsamen Reisen, dass er nicht mehr redete und ihm die Sorge ins Gesicht geschrieben war. Konzentriert mit Schweißperlen auf der Stirn blickte er nicht mehr von der Straße und ich wusste, dass wir ziemlich in der Patsche sitzen wenn sich sogar der liebe Daniel Sorgen machte. Meine Gedanken kreisten und bildlich sah ich uns schon erschossen am Straßenrand. (Da kommt unser pessimistischer Geist sofort ins Spiel und malt sich die schlimmsten Schauermärchen aus!) Keiner von uns sprach ein Wort. Der Atem nur flach und jeder Muskel angespannt. Bis Daniel sagte, „Okay, wir müssen es wagen, wir haben keine andere Wahl und drehen durch die finstere Straße um.“


Er biegte ab und es war wirklich wie im Film. Keine Straßenbeleuchtung. Stockfinster. Kein Mensch und Auto auf der Straße. Nicht mal ein Hund. Im Film wäre es die Szene, wo die zwei Doofen im Auto erschossen wurden. Daniel raste mit ca 110 km durch dieses kleine

Gäschen um auf der anderen Seite des Highways anzukommen. Dort gab es drei Ausfahrten. Keine Ahnung welche wir nehmen mussten, das Navi ging ja nicht. Wir probierten uns durch. Nahmen natürlich die Falsche und kamen wieder bei der Ausgangsposition an. (Keine Ahnung wie das geht) Noch mal durch dieses menschenleere dunkle Gäschen in der Favela. Nehmen Ausfahrt zwei. Schon wieder falsch. Das gibts ja nicht. Also probierten wir es noch mal mit der letzten Ausfahrt und wir haben es geschafft. Endlich fahren wir zurück, in die Richtung von der wir gekommen sind. Die Erleichterung war im Auto spürbar. Wir fangen beide wieder an zu atmen. Sagen traute sich noch immer keiner etwas. Ich denk mir nur "Na servas, wenn das die Mama wüsste."


Mittlerweile war es 20:00 Uhr. Vier Stunden waren wir schon unterwegs und nicht mal ansatzweise in der richtigen Richtung.


Wir sind um 01:30 schlussendlich am Ziel angekommen. Irgendwie haben wir es geschafft. Statt 2 1/2 Stunden waren wir 9 1/2 Stunden unterwegs. Der Hotelbesitzer hat uns für verrückt erklärt.

Das war das erste Mal in meinem Leben, wo ich wirklich Todesangst hatte.


Im Nachhinein haben wir das unseren brasilianischen Freunden erzählt. Die konnten es nicht glauben und erklärten uns wir hatten den größten Schutzengel der Welt. Denn die Straße, die wir entlang gefahren sind, war die Avenida Brasil. Und auf der Avenida Brasil gibt es zwei Favelas, die sich bekriegen. Keine Seltenheit, dass dort wer erschossen wird.


Danke an unsre Schutzengel, die uns beschütz haben.

Memo 1: NIE MEHR Autofahren in einer unbekannten Stadt in Süd- oder Mittelamerika.

Memo 2: Hör immer auf dein Bauchgefühl und glaub deinen Mann nicht immer alles was er sich zutraut.

Memo 3: Das Leben kann ziemlich schnell vorbei sein.



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